Aug 29, 2006

Integration

mein Malay Wortschatz reift langsam aber stetig zu etwas heran, was vielleicht mal zu einer weiteren Fremdsprache fuer mich wird... dann brauch ich nur noch Mandarin und Indisch um in jeder Ecke von Singapur mit Einheimischen plaudern zu koennen.

Heute habe ich eine weitere, wichtige Lektion zur Integration in die Familie gelernt: das mit den Haenden essen!
Fuer einen Europaeer, der sein Leben lang immer ordentlich mit Messer, Gabel und Loeffel am Mittagstisch hantiert hat, ist das erst mal eine ganz gewaltige Umstellung.
Vielleicht geht es ja nur mir so, aber beim essen habe ich bisher immer versucht so wenig wie moeglich des Essens ausserhalb des Tellerrandes bzw. meines Mundes zu platzieren.
Wenn man nun kein Werkzeug in der Hand hat, heisst es Aermel hochkrempeln und die Wurstfinger rein in die Sosse (beim abbeissen aufpassen, dass man nicht versehentlich in die Fingerchen beisst *grins*).
Gegessen wird ausschliesslich mit dem rechten Patschehaendchen, da die linke ja die unreine (siehe weiter unten im Kapitel Klokultur) ist.
Man nimmt Zeige-, Mittel-, Ring- und kleinen Finger und formt ein "U" , mit dieser Schaufelaehnlichen Stellung bugsiert man nun vorsichtig etwas Reis in die Sosse und zupft etwas am Haehnchenschenkel ab (nur mit der Rechten!), dann greift man das ganze mit den besagten Fingern und dem Daumen, hebt es in eine Art Tablettstellung und fuehrt die Hand zum geoeffneten Mund, dort angekommen laesst man Mittel- und Ringfinger ca 1cm in den Mund eintauchen und schiebt von hinten mit dem Daumen die Nahrung in sich selbst :)
Ja, man darf das jetzt ruhig mal vor dem Computer mit dem eigenen Kaugummi (hier uebrigens verboten) nachvollziehen.
Aber Vorsicht and die Apothekenmaeusse: jetzt bitte nicht mit den Tabletten auf dem Tresen spielen.
Wenn man nun so einige Haende voll Nahrung in den Mund geschaufelt hat, bemerkt man, dass es langsam routiniert wird und die verkrampfte Haltung einem geschmeidigen Move weicht.
2 Sachen, die mir aufgefallen und spaeter auch von Familienmitgliedern bestaetigt wurden:
1. es schmeckt besser! also es schmeckt so schon mehr als koestlich, aber mit den Fingern zu essen macht es perfekt
2. man ist schneller gesaettigt, warum auch immer ...

Das war nun mal ein kleiner Exkurs in die Esskultur hierzulande, davon bekommt man also Touri natuerlich nichts zu spueren, es ist also wirklich sehr gut, dass ich hier direkt in einer muslimischen Familie zu Gast bin und alles am eigenen Leibe Hautnah miterlebe.

Weitere Beispiele fuer Sitte waeren da:
wenn du als junger Mensche an einer Gruppe von aelteren voruebergehst, dann machst du das nicht aufrecht! man beugt den Oberkoerper etwas nach vorn, senkt den Kopf leicht und geht in dieser gebueckten Haltung vorueber. Warum? ganz einfach, man erweist somit dem aelteren Menschen Respekt und wuerdigt seinen Status (auf grund des hoeheren Alters)

eine weitere Sache ist das Handkuessen, bzw. Salam von aelteren. Dies ist ebenfalls ein Zeugnis von Respekt vor dem hoeheren Status, man macht das jetzt nicht bei Leuten, die vielleicht 5 Jahre aelter sind, aber wenn der jeweilige ein eigenes Elternteil sein koennte (von Alter her), dann macht man es.
Man nehme also die Rechte des Gegenueber, (mit der eigenen Rechten), senkt den Kopf etwas nach vorn und beruehrt mit der Hand des Gegenueber die eigene Nasenspitze, also man kuesst nicht wirklich, es ist lediglich eine Geste.
Ausnahmen sind Frauen, wenn die Frau (rein theoretisch) die eigene Ehefrau werden koennte, dann macht man das nicht, man gibt auch nicht die Hand, da im Islam das beruehren von anderen Frauen tabu ist.

soviel dazu, als kleines kulturelles Zwischenhaeppchen, aber das eigentliche Thema war ja Esskultur... um den Kreislauf nun zu vervollstaendigen und die aufgenommenen Koestlichleiten wieder loszuwerden komme ich nun zum Thema Klokultur:

Wie jetzt, Klokultur? Gibts da etwa Unterschiede? ... Oh ja, die gibt es!
Erst einmal zum Werkzeug, die traditionelle Toilettenschuessel wie wir sie in jedem Haushalt haben gibt es natuerlich auch, man hat eine Brille, einen Deckel und eine Keramikschuessel durch die Wasser fliessen kann. Man oeffnet den Deckel, nimmt auf der Brille platz und ... das sollte eigentlich jeder wissen ;)
Hier gibt es allerdings noch eine andere Form von Toilette:
Es handelt sich um eine ovale Keramikschuessel zu ebener Erde! Man geht also beim Geschaeft in die Hocke und schwebt sozusagen frei ueber dem Anschluss and das Oertliche Abwassernetz.
Nachdem man nun sein Geschaeft mehr oder weniger erfolgreich verrichtet hat reinigt man sich wie auch in unseren Landen mit Papier, jedoch folgt danach noch eine Waschung mit Seife und Wasser! Zu diesem Zwecke gibt es neben fast jeder Toilette einen Schlauch mit einfachem Duschkopf! Zur reinigung der betroffenen Koerperstellen verwendet man nun ausschliesslich die Linke! womit sich nun der Kreis schliesst und jeder weiss warum man mit rechts isst und die Linke die unreine ist.

schoene Gruesse aus dem sonnigen Sueden

7 comments:

Anonymous said...

lieben gruss von deiner mam,passt gut auf euch auf

Anonymous said...

huhu derben. schrieb besser nicht mehr ":D"

Der Papa hat sich gewundert was das heißen soll. Bin momentan beim Döni.(Schöne Grüße) Viel Spaß noch. Grüße an Naura und den Rest der Familie. Ahy

Anonymous said...

Sehr interressant weiter mit Alltag

Benjamin said...

@mum: liebe Gruesse zurueck, passt auch auf euch auf!

@ahy: :D ist ein, mit offenem Mund grinsendes Gesicht, um 90° gedreht, auch schoene gruesse an toni und family

@anonymous: alles roger

Anonymous said...

Der Schulmeister sagt:
1. Essen mit den Händen: Indisches Spruchweistum: „Die Hände sind die Eßwerkzeuge der Könige.”
2. Klokultur: Um solche Bodenschüsseln zu finden, musst Du nicht bis Singapur reisen - Bulgarein reicht.

Anonymous said...

ich weiss das ja aber der papa nich...viele grüsse bring scharfes essen mit!!!

anni & CoKG

Anonymous said...

schade,heute nicht'S NEUES